Dankbarkeit hängt immer von dem Blickwinkel ab, aus dem ich eine Situation betrachte. Vor einigen Jahren sah ich in einem der armen Viertel in Jerusalem zwei Kinder mit Tüten spielen. Sie hatten sie jeweils an eine Schnur gebunden und durch den Aufwind ließen sie sich wie Luftballons verwenden. Ich war einerseits fasziniert von ihrer Kreativität und andererseits machte es mich traurig, dass sie mit so einem einfachen Spielzeug zufrieden sein mussten. Diese Kinder waren dankbar für das, was sie hatten und genossen es in vollen Zügen!
Als Mutter, die sich gerade erst an das Mama-Sein gewöhnt, beginnt sich auch meine Perspektive auf das Thema Dankbarkeit zu ändern. War ich doch früher ärgerlich darüber, wenn ich einmal nicht die ganze Nacht durchschlafen konnte, so bin ich heute dankbar, wenn ich in der Nacht nur eine Stunde wach bin und danach auch gleich wieder einschlafen kann. Wie sehr freue ich mich gerade über jeden Sonnenstrahl nach diesem tristen Winter, doch wie habe ich mich im letzten Sommer darüber beschwert, dass die Sonne so unbarmherzig auf unsere Dachwohnung knallte. Egal in welcher Situation ich stehe, ich kann und darf doch immer etwas finden, über das ich dankbar sein kann und genauso kann ich natürlich auch etwas finden, über das ich mich ärgern kann oder was ich heute nicht erleben durfte. Alles Gute ist ein Geschenk und ich möchte immer mehr entdecken, wie gesegnet ich jeden Tag bin! Natürlich gibt es diese Momente, in denen ich mich am liebsten in mein Bett verkriechen und erst nach drei Tagen wieder auftauchen möchte. Es gibt aber auch viele dieser Augenblicke, in denen meine Tochter bei einem Spiel mit mir vor Freude herzlich lacht oder in denen sie etwas Neues Faszinierendes dazu lernt! Wie sehr hat sich dann alles gelohnt und wie wenig denke ich dann an die Situationen, in denen ich den Body zum x-ten Mal wechseln musste oder in denen sie abends nicht einschlafen kann und ich sie lang in den Schlaf wiegen muss. All das ist dann nur ein Stein auf dem Weg einer wunderbaren Reise als Mama. Eine Reise, bei der ich lernen darf jeden Tag als ein Geschenk zu sehen und zu erleben, dass Dankbarkeit glücklicher macht, als über die Dinge nachzudenken, die mir vielleicht meiner Ansicht nach gerade fehlen.
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Gabriela Dombrowe (Sonntag, 03 März 2019 10:58)
Danke für diesen wichtigen Gedanken. Das muss man sich immer wieder vor Augen führen!